Die Kollisionsprüfung oder auch bekannt als Kollisionskontrolle ist einer der am häufigst beauftragten BIM-Anwendungsfälle in der BIM-Leistungslandschaft.
Ziel dieser Art der fachübergreifenden Modellkoordination ist die Aufdeckung von geometrischen Widersprüchen zwischen den unterschiedlichen Gewerken und die Behebung von Planungsdiskrepanzen vor ihrer fehlerhaften Umsetzung auf der Baustelle. Der stark ausgeprägte Schwerpunkt des BIM-Anwendungsfalls als Qualitätssicherungsmethode sowie auch seine klar definierten Vorteile im Projekt machen ihn sehr attraktiv für den Bauherrn, was zu seiner häufigen Beauftragung führt. Unser Expertenteam des BIM Managements bei der pde Integralen Planung begleitet eine Vielzahl an anspruchsvollen Industriebauprojekten, bei denen die Gesamtkoordination im Mittelpunkt steht.
Worte wie „Prüfung“ und „Kontrolle“ resonieren positiv mit den Bauherren und den Projektsteuerern. Diese Schlagworte vermitteln Überzeugung und dienen als Bestätigung der positiven Projektabwicklung. Der Projektfortschritt macht sich klar bemerkbar, indem dieser durch Kennzahlen und Berichte bestätigt wird.
Dieselben Worte haben aber eine ganz andere Wirkung, wenn diese in der Präsenz von Fachplanern verwendet werden. Keine Fachperson, überzeugt von ihrer Expertise, findet es weder notwendig noch wünschenswert, wenn ihre Arbeit von Drittpersonen in Frage gestellt wird, indem diese ständigen Kontrollen unterliegt.
Genau diese Diskrepanz in der Wahrnehmung des BIM-Anwendungsfalls Kollisionsprüfung macht seine Implementierung in Projekten herausfordernd. Bei der Durchführung einer Kollisionsprüfung handelt es sich allerdings weder um das eine noch um das andere.
Die laufende Prüfung der BIM-Teilmodelle hat nicht alleine als Ziel eine Anzahl an Kollisionen zu dokumentieren und diese den Fachplanern zur Behebung zuzuweisen. Sie zielt darauf ab eine bessere Übersicht über den Projektstand zu verschaffen und parallel in Bereiche hinein zu zoomen, die gerade von mehreren Gewerken zu beplanen oder umzuplanen sind und diese auf mögliche Problemstellen hinzuweisen. Die Kollisionskontrolle ist kein Werkzeug, um die Planungsleistung zu bemängeln, sondern eine Unterstützung bei der Feststellung von Schwachstellen und/oder die Gewährleistung, dass diese bereits bekannt und in Bearbeitung sind.
Die Kollisionskontrollen werden anhand eines Koordinationsmodells durchgeführt. Das Koordinationsmodell wird in vordefinierten Abständen aktualisiert und bildet damit einen aktuellen, allerdings abgekoppelten Zustand der Planung ab. Dabei ist es wichtig, die Prüfung auf Modellbereiche zu beschränken, die zurzeit aktiv beplant werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Kollisionen zwar als kritisch, aber auch als nicht relevant von den Fachplanern eingestuft werden. Sollte das der Fall sein, werden diese häufig nicht bearbeitet. Wenn dieser Modellbereich zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet wird, sind diese bereits veraltet. Deswegen ist es von höchster Priorität im Rahmen des BIM-Jour-Fixes die Fachplaner über dem Stand der Planung und kritische Bereiche berichten zu lassen und die Kollisionskontrollen auf Basis der Informationen durchzuführen, um eine möglichst effiziente Qualitätssicherung anzubieten.
Weiters wird viel Wert auf eine Vorauswertung und Filterung der Kollisionen gelegt. Diese können als kritisch (stellt ein prägnantes Problem dar) oder nicht kritisch (stellt zurzeit kein relevantes Problem dar) eingestuft werden und sollten möglichst nach Themen- und Modellbereichen zusammengefasst werden, bevor sie den Fachplanern vorgestellt werden. In Hinsicht auf die beschränkte Bearbeitungszeit, über die die Fachplaner verfügen, werden nur die kritischen Probleme zur Bearbeitung zugewiesen.
Die Art und Weise Fortschritt zu veranschaulichen, indem man die Entwicklung von Werten betrachtet, ist sehr üblich bei einer Qualitätssicherung, allerdings nicht immer eindeutig, insbesondere wenn es sich um die Auswertung von Kollisionen handelt. Um die ordnungsgemäße Koordination der Gewerke darzustellen, ist eine Modellbegehung der betroffenen Bereiche besser geeignet, anstatt die Übermittlung einer Statistik über den kritischen Punkten.
Der erfolgreiche Einsatz vom BIM-Anwendungsfall Kollisionsprüfung im Projekt ist ein kontroverses Thema. Oft wird seitens der Bauherren angestrebt eine „kollisionsfreie“ BIM-Planung zu liefern – das ist nur in sehr seltenen Situationen möglich. In den meisten Fällen werden zum Abschluss der Leistungsphase alle BIM-Fachmodelle mit einer geringen Anzahl an „harten/kritischen“ Kollisionen übergeben. Das gewährleistet, dass keine gewerkübergreifenden und komplexen Kollisionen auf der Baustelle vorkommen, deren Behebung mit erhöhten Kosten und Auswirkung auf den Bauzeitplan verbunden sind. Allerdings ist das Vorkommen von kleineren Kollisionen in der BIM-Planung nicht ausgeschlossen – diese werden bei der Ausführung behoben.
Der Grund warum die Lieferleistung meistens auf einer kollisionsarmen, anstatt einer kollisionsfreien BIM Planung basiert und einen konkret angestrebten Wert meidet, beruht auf der Tatsache, dass diese sehr stark vom Projektablauf abhängig ist. Dieser ist zum Projektstart sehr schwer abzusehen. Faktoren, die eine große Auswirkung auf die Kollisionsfreiheit der BIM Modelle haben, sind unter anderem:
Eine Vielzahl an bauherrenseitigen Planungsänderungen, Verzögerungen im Zeitplan, Personalwechsel sowie ausstehende Entscheidungen.
Daher kann der Erfolg der Umsetzung des BIM Anwendungsfalls einzig im Kontext des Projektablaufs bewertet werden.